
Klatsch und Tratsch im serösen E-Learning? Kann das funktionieren? Inspiriert von einem Blogbeitrag zu diesem Thema, habe ich verschiedene Szenarien als Prototypen entworfen. Doch zunächst fragt man sich: Was bringt´s? Wozu Klatsch und Tratsch verwenden? Was springt für den Lerner dabei heraus?
Nun, eine Studie hat ergeben, dass wir besonders aufmerksam werden, wenn über jemand anderes im weitesten Sinne gelästert, geratscht und getratscht wird:
„A study at Northeastern University in Boston showed that participants focus more on images of people about whom they’ve heard a negative or emotional story – and that this is an unconscious connection people make. “A gossip-schooled eye for bad eggs provides social protection, the researchers propose, by extending opportunities to scrutinize potential liars and cheats.” (in: http://www.kineo.com/elearning-tips/tip-58-dish-out-the-gossip.html).
Was könnte das für E-Learning Szenarien, für Lern-Settings überhaupt bedeuten?
Gossiphaltige Szenarien sind emotionaler und somit fesselnder und eingängiger, was sich positiv auf die Lernhaltung („Behaltensleistung“) auswirkt. Kurz gesagt: Man vergisst nicht so schnell!
Doch wie könnten nun diese Klatsch-und-Tratsch-Settings aussehen?
Drei Ideen:
1. Das Einstiegsszenario für eine Compliance-Schulung: Einige Kollegen unterhalten sich in der Teeküche über ihre neuesten Errungenschaften, Urlaubspläne etc. Unvermittelt kommt das Gespräch auf Frau S. aus dem Einkauf, die seit einiger Zeit einen auffällig luxuriösen Lebensstil pflegt. Stirnen werden gerunzelt. Augenbrauen hochgezogen. Lernthema: Ist dies nicht ein Indiz für Korruption?
2. Das Setting eines Präsentationstrainings: In der Mittagspause lästern einige Kollegen über die mangelhaften Präsentationskünste eines Vortragenden. Lernthema: Wie könnte man besser präsentieren?
3. Die Elemente einer Social Media Schulung: Einige Mitarbeiter mokieren sich über das Facebook-Profil eines Kollegen, der fragwürdige Bilder vom letzten Betriebsausflug in seinem Alben präsentiert. Lernthema: Was gehört in ein soziales Netzwerk und was nicht?
Was denken Sie: Hat Gossip in E-Learning Szenarios eine Chance? Und: Erhöht es tatsächlich die emotionale Bindung an den Lerninhalt, die Behaltensleistung? Lassen Sie uns tratschen. 😉
Mit Klatsch und Tratsch ginge man zumindest einen Schritt weg von den unnatürlichen Idealdialogen, die für E-Learning fast typisch sind. Einige Kunden würden aber wohl zurecht anmerken, dass sie ihren Mitarbeitern damit indirekt ein solch lästerhaftes Verhalten unterstellen würden. In diesem Fällen lohnt es sich vielleicht den Ansatz etwas zu verallgemeinern: Nicht nur Lästerei, sondern jede zwischenmenschliche Spannung, egal ob positiv oder negativ, verleiht einem Inhalt Nachdruck. Warum also Anna und Peter nicht mal einen kleinen Konkurrenzkampf oder eine Romanze oder beides andichten? 🙂
Vielen Dank für die inspirierende Ergänzung!
„Zwischenmenschliche Spannungen“ würzen mit Sicherheit jedes E-Learning. Der Lerner erkennt sich dann in den Szenarien viel eher wieder. Das erhöht die Identifikation und somit die Intensität des jeweiligen Trainings. In diesem Sinne gilt es mehr vom „wahren“ Leben in die WBTs zu integrieren…! 🙂