Das „Sensory Fiction“-Buch – Gadget oder Lernwerkzeug?

Steht das „Sensory Fiction“-Buch für die Zukunft des Lesens und damit auch des interaktiven Lehr- und Lernbuchs? Oder ist es nur eine Spielerei?

Doch zunächst: Worum geht es überhaupt?

Studenten des renomierten MIT Media Lab (Massachusetts Institute of Technology) haben ein Mitfühl-Buch entwickelt, das dem Lesenden hautnah (!) die Emotionen eines Storyhelden vermittelt. Wie funktioniert nun dieses Gerät?

Quelle: MIT Media Lab

Vor dem Lesevergnügen schnalle ich mir eine Art Mitfühl-Weste um. Diese Weste ist mit verschiedenen Elementen wie Kompressionskissen, Wärmeplatten und Vibrationsmotoren ausgestattet.  Zusätzlich unterstützen visuelle und akustische Signale im Einband das Leseerlebnis.

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Quelle: MIT Lab

Der Held hat Angst? Die Luftkissen dehnen sich aus und vermitteln das Gefühl der Beklemmung. Die Heldin ist außer Atem? Die Vibrationsmotoren simulieren verstärkten Herzschlag.  Der Held ist verliebt? Die Wärmeplatten heizen sich auf.

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Quelle: MIT Lab

Das „Sensory Fiction“-Buch hilft dem Leser, die Gefühle des Helden nachzuempfinden.

Ja, aber reicht denn dazu die Vorstellungskraft nicht aus? Müssen wir uns dazu verkabeln? Wer braucht so etwas?

Hmm, zunächst einmal dürfte die Anwendung ziemlich Spaß bereiten! Man stelle sich beispielsweise ein Quidditch-Match vor, bei dem einem via Mitfühl-Weste Harrys und R0ns Emotionen zusätzlich körperlich vermittelt werden.

Doch möglicherweise bietet das „Sensory Fiction“-Buch nicht nur ein gesteigertes, taktiles Leseerlebnis, sondern eröffnet auch im E-Learning-Kontext ungeahnte Möglichkeiten.

Stellen wir uns ein interaktives „Sensory Fiction“-Buch vor, wie es bei einer Softskill-Schulung zum Thema „Empathie“ eingesetzt werden könnte.

Setting 1: Mitarbeitergespräch

Unser Lerner, hier z. B. die  Führungskraft Anna B., trägt die Mitfühl-Weste und liest gleichzeitig das interaktive „Sensory Fiction“-Buch. Dort befindet sie sich gerade in einem virtuellen Mitarbeitergespräch, in dem sie einem virtuellen Gegenüber das entsprechende Feedback geben soll. Anna B. hat nun verschiedene Antwortmöglichkeiten. Jede dieser Antworten löst bei ihrem virtuellen Gegenüber unterschiedliche Emotionen aus.

Mittels der Mitfühl-Weste erfährt Anna B. nun unmittelbar, welche Emotionen bzw. Körperreaktionen ihre Worte bei dem virtuellen Mitarbeiter auslösen, was er oder sie also gerade empfinden wie zum Beispiel Freude oder auch  Angst. Anna B. erfährt so ganz unmittelbar auf körperlicher Ebene, was ihre jeweiligen Worte auslösen.

Und der Lerneffekt? Anna B. lernt, die mögliche Wirkung ihrer Worte besser einzuschätzen und zu wählen. Sie denkt über die Wirkung ihrer Worte nach und steigert und verbessert so ihre Empathiefähigkeit! Dies stärkt wiederum ihre soziale und emotionale Kompetenz!

Setting 2: Verkaufsverhandlung

Ähnliches ist auch für eine Verkaufsschulung denkbar: Wie reagiert mein virtueller Kunde auf meine Aussage? Was fühlt er? Stimmen seine Worte und Gefühle überhaupt überein? Erhalte ich z. B. verbal freundliche Antwort, die ganz und gar nicht mit dem körperlichen Reaktionen übereinstimmen. Als Lerner wird mir die Diskrepanz zwischen Worten und der wirklichen Stimmungslage so bewusster.

Fazit: Wirken das „Sensory Fiction“-Buch und die Mitfühl-Weste auf den ersten Blick wie ein lustiges Gadget, erscheinen sie bei genauerer Betrachtung als ein durchaus faszinierendes Tool, das mannigfaltige Lernprozesse in Gang setzen kann.

Und was denkt ihr/denken Sie über das „Sensory Fiction“-Buch? Welche weiteren Lernmöglichkeiten könnte es eröffnen?

Ich freue mich auf euer/ Ihr Feedback!

 

Einen ersten Eindruck vermittelt übrigens dieses Video:

http://vimeo.com/84412874

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